Borderline – Syndrom

Definition – Borderline

Das Borderline-Syndrom gehört zur Gruppe der emotional-instabilen Persönlichkeitsstörungen, früher auch „Charakterneurosen“ bezeichnet. Persönlichkeitsstörungen sind keine Geisteskrankheiten an sich, sondern, wie der Name schon sagt, Störungen in der Persönlichkeitsentwicklung. Sie treten meist erst mit Beginn der Pubertät deutlich auf. Der Name kommt daher, weil das Syndrom an der „Grenzlinie“ zur Psychose liegt, die auch gelegentlich im Laufe der Erkrankung kurzzeitig überschritten werden kann.

Ursachen – Borderline

Die Ursachen von Persönlichkeitsstörungen im allgemeinen sind heute noch weitestgehend ungeklärt, Traumata in der Kindheit spielen aber in fast allen Fällen mit Sicherheit eine Rolle, gerade in der jüngeren Forschung wird Borderline-Symptomatik auch oft als so genannte „posttraumatische Belastungsstörung“ klassifiziert. Auf der anderen Seite wird eingewendet, dass eine gewisse Veranlagung für affektive Störungen bei manchen Menschen vorhanden ist – das heisst, ein intensiveres Gefühlserleben als Teil der individuellen Persönlichkeit schon angelegt ist. Überschreitet nun ein psychischer Belastungsfaktor die durch die Veranlagung niedriger als bei anderen Menschen liegende Toleranzschwelle, kommt es zur Ausprägung einer Persönlichkeitsstörung. Diese so genannte „Arbeitshypothese“ scheint sich in der Praxis auch immer wieder zu bestätigen, und hat mittlerweile auch großen Einfluß auf die Therapiekonzepte, die dadurch in den letzten Jahren qualitativ wesentlich verbessert werden konnten.

Symptome – Borderline

Im wesentlichen sind die Leitsymptome der Borderline-Erkrankung: Neben den wohl bekannten typischen „Selbstverletzungen“ auf körperlicher oder auch seelischer Ebene (Selbstentwertung), die aber bei weitem nicht immer so deutlich auftreten müssen, ist ein weiteres Leitsymptom auch die permanente Angst, in irgendeiner Form – auch im übertragenen Sinn – verlassen oder „fallengelassen“ zu werden. Daraus resultieren zwar intensive, aber äußerst instabile zwischenmenschliche Beziehungen und ein sehr instabiles, stark negativ gefärbtes Selbstbild. Ein weiteres, oft sehr deutlich zutage tretendes Bild beim Borderline-Syndrom sind extreme Stimmungsschwankungen und eine oft explosive Reizbarkeit, wobei die Wut meist schwer kontrolliert werden kann. Durch das ständige Pendeln der Gefühle zwischen extrem positiv und extrem negativ, ohne irgendwelche Zwischentöne wahrnehmen zu können, wird die eigene Person als schwankend und unsicher erlebt, und es kann sich kein stabiles Selbstbild entwickeln. Unter schweren Belastungen kann es auch manchmal zu paranoiden Vorstellungen oder Verhaltensweisen kommen. Das Borderline-Syndrom tritt meistens als Komorbidität gepaart mit anderen Persönlichkeitsstörungen und in sehr vielen Fällen auch gemeinsam mit Depressionen auf.

Diagnose – Borderline

Persönlichkeitsstörungen erfordern eine sorgfältige Diagnose, da gerade in diesen Bereichen Komorbiditäten häufig auftreten, und klare Abgrenzungen zwischen den einzelnen Störungen nur schwer möglich sind.

Prognose und Krankheitsverlauf – Borderline

Boderliner sind grundsätzlich ihr ganzes Leben lang Borderliner, auch wenn durch Therapien und Medikamente oft eine Besserung erreicht werden kann. Die Grundzüge der Borderline-Persönlichkeit bleiben so gut wie immer erhalten, die Betroffenen können allerdings lernen, ihr Verhalten und sich selbst besser verstehen und einschätzen zu lernen, eigene Unterstützungssysteme zu entwickeln, und ein einigermassen ausgeglichenes Leben zu führen.

Therapie – Borderline

Medikamentös wird je nach der Ausprägung der unterschiedlichen Symptome mit verschiedenen Medikamententypen gearbeitet teilweise auch mit Antipsychotika, in der klinischen Praxis kommen jedoch hauptsächlich Antidepressiva, die meist auch eine angstlösende Wirkung haben, zum Einsatz. Sehr viel wichtiger jedoch sind Psychotherapien, die den Betroffenen ermöglichen, mit ihrem „Handicap“ umzugehen, in den letzten Jahren sind immer mehr Therapien entwickelt worden, die auch bei Borderlinern durchwegs gute Ergebnisse erzielen. Vorbeugung ist grundsätzlich nicht möglich.