Nierenentzündung, Nephritis, Pyelonephritis

Definition
Die beiden Nieren haben die Aufgabe, überflüssige Stoffwechselprodukte durch Filterung über die Harnwege auszuscheiden (so genannte harnpflichtige Stoffe), aber auch den Wasserhaushalt des Körpers zu regulieren sowie das Säure-Basen-Gleichgewicht des Organismus zu erhalten und bestimmte Hormone zu produzieren.
In den Nierenkörperchen (Nephronen) werden bleiben wie bei einem Filter grössere Moleküle hängen – daher können bei massiven Entzündungsprozessen im Körper die Nephrone „verstopfen“ und es kommt zu einem akut lebensbedrohenden Nierenversagen (Waterhouse-Friderichsen-Syndrom).
Die wesentlich häufiger auftretende Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) betrifft nur das sogenannte Nierenbecken, ist die Niere in ihrer Gesamtheit betroffen, spricht man von einer Nephritis, die jedoch seltener rein infektiös bedingt ist.
Ursachen
Frauen sind häufigerbetroffen, da bei ihnen die Harnröhre wesentlich kürzer ist als beim Mann. In den meisten Fällen ist die Ursache ein aszendierender (aufsteigender) Harnwegsinfekt (HWI). Die häufigsten Erreger sind mit Abstand Coli-Bakterien (Escherichia coli), die weniger häufig vorkommenden Enterokokken, Clostridien oder Candida führen meist auch zu schwereren Verläufen mit häufigen Komplikationen.
Während der Schwangerschaft sind Nieren(becken)entzündungen häufig, jedoch meist unkompliziert, Nierensteine und bei Männern Prostatavergrösserungen (Prostatitis, Prostatahyperplasie) stellen fast immer ein Risiko für eine häufig redizivierende Nierenbeckenentzündung dar.
Bei einer akuten Pyelonephritis kann die Niere ihre Funktion noch ohne weiteres erfüllen.

Symptome
Eine Infektion äussert sich meist rasch sehr massiv, Fieber (nicht immer), Schüttelfrost und Schmerzen im so genannten Nierenlager (auf Nierenhöhe rechts und links der Wirbelsäule im Rückenbereich) sind typische Zeichen.
Schmerzhaftes, häufiges Wasserlassen, und eventuell Blut im Urin (Hämaturie) treten ebenfalls sehr oft auf.
Bei der chronischen aber auch oft bei der redizivierenden Form ist die Symptomatik weit weniger deutlich ausgeprägt, hier stehen eher die allgemeinen Symptome einer chronischen Entzündung im Vordergrund: Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit.
Diagnose
Die Differentialdiagnose zu einem akuten Infekt der unteren Harnwege (HWI) ist meist schwierig und nur durch einen Bakteriennachweis möglich, allerdings wird ein Punktat des Nierenbeckens aufgrund des Risikos und möglicher Komplikationen so gut wie immer vermieden, da sich die Therapie der Nierenbeckenentzündung ja nicht grundlegend von einer Therapie eines schweren HWI unterscheidet.
Aufschluß über das Entzündungsgeschehen im Harntrakt gibt auch ein Urintest. Der Urin wird einerseits auf enthaltene Leukozyten andererseits auf enthaltene Proteine (Eiweiss-Stoffe) untersucht und der Nitritgehalt des Urins wird bestimmt.
Komplikationen werden durch bildgebende Verfahren (CT, Sonographie) ausgeschlossen, dabei kann auch das Nierengewebe genau auf etwaige Veränderungen untersucht werden. Auch Urographien (Kontrastmitteldarstellung der Nieren im Röntgen) werden manchmal angewandt.

Prognose und Krankheitsverlauf
Akute Nieren(becken)entzündungen führen zwar zu einem massiven Krankheitsgefühl, sind aber meist rasch und unkompliziert behandelbar, solange keine Komplikationen auftreten oder Gewebsveränderungen vorhanden sind.
Es kann allerdings in manchen Fällen zu einer Verstreuung der Erreger über die Blutbahn kommen, diese sogenannte Urosepsis ist ein lebensedrohlicher Zustand.
Speziell die chronischen Formen, die auch schwieriger zu therapieren sind, haben oft Langzeitschäden zur Folge: Niereninsuffizienz (Nierenschwäche), so dass die Niere ihre lebenswichtigen Aufgaben nicht mehr richtig erfüllen kann, oder eine sogenannte Schrumpfniere (Nephrozirrhose).
Auch sogenannte Harnabfluss-Störungen können als Komplikation auftreten, man spricht dann auch oft von einer Stauungsniere.
Therapie
Eine dem Erreger angepasste Antibiose ist unbedingt nötig, in den meisten Fällen kommen Antibiotika-Kombinationen zum Einsatz.
Reichliche Flüssigkeitszufuhr sollte auf jeden Fall gewährleistet sein, Bettruhe ebenfalls.

Vorbeugung
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr und allgemein eine Stärkung des Immunsystems beugen Harnwegsinfekten und in der Folge auch Nierenentzündungen vor.

Bildquelle – istock – Rückenschmerzen – Sam-Stock