Sex im Alter

Menschen neigen dazu ungern über das Thema zu reden, ja sie machen geradezu ein Tabuthema daraus. Haben alte Menschen eigentlich auch Sex? Natürlich haben sie das und nicht nur gelegentlich! Doch vielleicht nicht ganz so oft wie früher.

Sie ist uns bekannt als die schönste Nebensache der Welt, doch Sex dient nicht nur zur Aufrechterhaltung unserer Art. Sex ist ebenso ein Ausdruck von der absoluten körperlichen Nähe – der Verschmelzung von Sinnlichkeit mit Zärtlichkeit. Unsere Lust auszuleben ist ein wertvoller Bestandteil unseres Seins, steuert einen großen Teil zu unserem allgemeinen Wohlbefinden bei und hilft unserem Immunsystem dabei fit und aktiv zu bleiben.

Doch im Alter kann es sein, dass sich das sexuelle Verlangen nicht mehr so einstellt wie es noch in den jungen Jahren war. Doch woher kommt es, dass der Funken der Leidenschaft, der damals noch Waldbrände entfachen konnte, mit steigendem Alter noch dazu reicht den Grill anzuheizen – wenn überhaupt? Doch warum verschieben sich eigentlich die Prioritäten der Körpernähe im Vergleich zu jüngeren Menschen? Bei all diesen uns noch weiteren Fragen, sollte man eines immer bedenken. Das sexuelle Verlangen mag im Alter vielleicht abnehmen, doch gänzlich verschwinden tut es dabei nicht.

Sex im Alter bekommt einen anderen Stellenwert

Die Ursachen können so zahlreich und unterschiedlich sein wie wir Menschen es sind. Für viele ist es schlichtweg der Fluch der Gewohnheit, der eine längere Partnerschaft den Reiz des Neuen und Unbekannten beraubt. Das gemeinsame Sexleben tritt dabei immer weiter in den Hintergrund. Wenn es dann mal dazu kommt, gibt es wahrscheinlich bereits ein festgefahrenes Ritual mit einem eventuellen Vorspiel, welches dann immer zur gleichen Stellung überführt. Doch genau diese eingefahrene Routine schafft es die Lust sehr schnell aus dem Schlafzimmer zu vertreiben und stellt damit das schlimmste Gift für ein erfülltes Liebesleben dar. Doch neben der Routine gibt es mit dem zunehmenden Alter auch noch andere Begleiterscheinungen des Alters. Man fühlt sich vielleicht schneller schlapp und hat nicht mehr den Körper, den man früher mal hatte.  Vielleicht leidet man an Diabetes, Blutdruck, Gelenkschmerzen oder an anderen Beschwerden, welche jede für sich einen entscheidenden Einfluss auf genussvollen Sex haben kann. Im Alter verändert sich auch der Hormonhaushalt, welcher einen Einfluss auf die Libido haben kann. Testosteron hat zum Beispiel einen großen Einfluss darauf wie viel sexuelles Verlangen sich in einem aufbaut. Selbstzweifel können enormen emotionalen Druck ausüben und einem damit in eine Teufelsspirale treiben, aus der man möglicherweise ohne fremde Hilfe nicht mehr entkommen kann. Manch einer vergisst vielleicht auch einfach nur, dass man auch im hohen Alter noch eine sexuelle Ausstrahlung hat und ein wichtiger Faktor dafür ist ein gesundes Selbstbewusstsein. Manche älteren Menschen empfinden ihre eigenen sexuellen Bedürfnisse mitunter als schamhaft oder es kommt ihnen unpassend vor, erst recht, wenn man selbst oder der Partner vor altersbedingten Hindernissen steht.

Was auch immer der Grund sein mag, die meisten Hindernisse können heutzutage mit den einfachsten Mitteln gelöst werden und selbst für tieferliegende Ursachen gibt es geeignete Maßnahmen. Allgemein sollte gelten, dass man sich auf gar keinen Fall aufgrund seines Alters dazu verpflichtet fühlen muss in Abstinenz zu leben.

Die Beziehung neu aufleben lassen

Manchmal kann es hilfreich sein, sich an die Anfänge der Beziehung zurückzuerinnern um das alte Feuer wiederzufinden. Sich einfach mal die Zeit nehmen den Körper des anderen wieder neu zu erkunden und zu verführen. Eine gezielte Entschleunigung kann dabei helfen, den Partner in einem ganz neuen Licht wahrzunehmen. Zärtliche Berührungen, Küsse an ungewöhnlichen Stellen oder zarte Worte ins Ohr geflüstert können eine Menge bewirken. Frauen werden langsamer erregt als Männer und um Sex genießen zu können muss sie vorher unbedingt erregt sein. Ein ausgedehntes Vorspiel kann dabei helfen diese Erregung langsam aber stetig aufzubauen. So kann die mit den Jahren vergessene Erotik wieder neu aufleben und zu neuen Entdeckungen führen. Dabei können auch etliche Hilfsmittel dazu beitragen, neuen Schwung ins Schlafzimmer zu bringen. Es ist dabei nie verkehrt, schamhaft oder gar falsch solche Hilfsmittel in Anspruch zu nehmen! Oder verlassen sie mal das Schlafzimmer und gönnen sie sich einen Tapetenwechsel? Festgefahrene Routinen gilt es aufzubrechen und dabei sich selbst und die gemeinsame Partnerschaft neu zu entdecken und vielleicht vergrabenes wieder zu Tage zu fördern. Vielleicht gönnen sie sich mal wieder ein neues hübsches Kleid oder vielleicht neue Unterwäsche und machen sich mal wieder richtig schick um den Alltagstrott entgegenzuwirken?

Falls es körperliche Beschwerden sind, die den Geschlechtsverkehr beeinträchtigen, kann man sich grundsätzlich von einem Arzt beraten lassen. Dieser kann dabei dann ergründen, ob zum Beispiel die Erektionsstörung körperliche Ursachen hat oder doch eher emotional verwurzelt ist. Ihr Frauen- bzw. Männerarzt kann ihnen sicherlich wertvolle Tipps und Hilfestellungen liefern und sie umfassend beraten.

Wichtig ist aber auch, dass man sich deutlich vor Augen führt, dass Sex sich wandeln kann. Wo früher die schnelle Nummer für zwischendurch den Alltag bereichert hat, können heute zum Beispiel ausgedehnte Kuscheleinlagen die notwendige Sinnlichkeit bringen. Wir Menschen verändern uns mit dem Alter, so dass auch unsere Gewohnheiten sich verändern dürfen. Vielleicht entdeckt man gänzlich neue Vorlieben und erforscht gemeinsam den Reiz des Unbekannten. Jeder Mensch hat eine individuelle Sexualentwicklung und kann auf einen Schatz an Erfahrungen zurückgreifen. Das Alter alleine sagt da noch nichts über sexuelle Bedürfnisse oder Wünsche aus. Das heißt jetzt natürlich nicht, dass man im Alter zu Händchenhalten verdammt ist, sondern dass man immer offen für Neues sein sollte. Man sollte sich nie davor scheuen etwas Neues auszuprobieren oder sich Hilfe zu suchen. Es ist keine Schande, sondern etwas sehr natürliches, sich mit Hilfsmitteln ein erfülltes Sexualleben zu sichern, denn jeder, also auch ältere Menschen, kann Zärtlichkeiten und Lust genießen und muss keineswegs auf regelmäßigen Sex mit dem Partner verzichten. Die einzigen Grenzen sind die Schranken im eigenen Kopf, denn man kann, darf und sollte sich auch ohne Angst und Scham der neu gefundenen Lust hingeben.