Tai Chi kann Senioren vor Stürzen bewahren

Der eine spürt es mehr, der andere weniger, jedoch sich dessen erwehren, das kann niemand: des Alterns. Altern, ein Geschenk und eine Last zugleich, wie auch das ganze Leben stets zwei Seiten der Medaille aufweist. Man wird weiser und verständnisvoller für das Leben und doch auch gleichzeitig schwinden die Kräfte und die körperlichen Fähigkeiten scheinen in einen immer tieferen Schlaf zu fallen. Jedoch genau hier hat der Mensch die Möglichkeit, den Abbau der körpereigenen Fähigkeiten zu verlangsamen, und zwar indem man diese Fähigkeiten nutzt und fördert. Der althergebrachte Spruch „Sport ist Mord“ sollte eher „kein Sport ist Mord“ heißen, denn nur durch kontinuierliche Bewegung kann ein möglichst aktives, erfülltes und schmerzfreies Altern unterstützt werden.
Natürlich gibt es viele Menschen, die nie wirklich Sport betrieben haben und sich daher auch nicht recht daran trauen, obwohl sie sich nun doch gerne körperlich betätigen würden. Hierzu gibt es den idealen Sport, seine geistige Reife und sein eventuelles körperliches Defizit hinsichtlich der Fitness unter einen Hut zu bringen: Tai Chi.

Tai Chi ist nur der Oberbegriff für die allgemeine chinesische Lehre eins mit seinem Körper zu werden und die innere Balance zu finden. Es beinhaltet verschiedene Schattenbox- und Meditationsarten wie Tàijíquán oder Qigong. Im Erlernen fließender Bewegungen die gegen einen imaginären Gegner durchgeführt werden, liegt die Kraft des Tai Chi. Es sind Bewegungen, die durchaus tiefere Bedeutungen tragen und mit denen man gar eine Geschichte nur aus Bewegungen erzählen kann. Diese Kampfkunst ist also nicht nur förderlich für die Reinigung und Entspannung der Gedanken, sondern auch die allgemeine körperliche Belastbarkeit und das Selbstbewusstsein steigen verhältnismäßig schnell. Denn den Kampf mit einem unsichtbaren Gegner kann man in der Praxis rasch und effizient einsetzen.

Gleichermaßen für junge, aber eben auch für ältere Menschen kann Tai Chi die ideale Ergänzung zum stressigen Alltagsleben sein. In Illinois, Amerika, wurde eine Studie mit etwa vierzig Probanden, allesamt über achtzig Jahre alt, durchgeführt. Diese wurden von einem Meister des Tai Chi drei Mal pro Woche trainiert. Bereits nach nur zwei Monaten der sechs Monate angesetzten Versuche, berichteten die SeniorInnen von deutlichen körperlichen Verbesserungen. Man könne sich die Schuhe wieder im Stehen zubinden, der Weg in den dritten Stock gehe von Mal zu Mal einfacher, man könne wieder schwere Sachen tragen und was oft angegeben wurde, war, dass sich die allgemeine Körperstabilität und -spannung verbessert habe. Man habe nun ein ganz anderes, besseres Gleichgewichtsgefühl.
Letzteres ist ein ganz besonders wichtiger Aspekt, denn bei älteren Menschen kommt es immer wieder vor, dass selbst unspektakuläre Stürze zu schweren Verletzungen und Brüchen führen können, da die Stabilität der Knochen und die Spannung des Gewebes mit der Zeit zurückgeht. Speziell diesen Situationen kann man mit Tai Chi entgegenwirken, denn innerhalb des Trainings trainiert man sich nicht nur eine völlig neue Körperspannung an, sondern man erlernt auch Techniken richtig zu fallen, beziehungsweise sich abzurollen. Außerdem wird durch längeres, regelmäßiges Training der Osteoporose vorgebeugt und/oder sie verbessert, da die Belastung bei den Übungen des Tai Chi den Knochenaufbau anregen. Eine weitere Folge dieser Zellproduktion ist auch, dass Arthritisschmerzen gelindert werden und die Dehnbarkeit des Körpers schmerzfrei erhöht wird. Allgemein wird auch der gesamte Kreislauf gestärkt, was sich klarerweise auf Konzentration, Atemvolumen, ruhigen Schlaf und die gesamte Körperverfassung auswirkt.
Das besondere an Tai Chi ist, im Gegensatz zu anderen Sportarten, dass es sich ganz besonders für ältere Menschen, seien es Sportler oder Sporteinsteiger, eignet, da die Bewegungen soviel Individualität zulassen und auch verlangen, dass niemand über seine Grenzen gehen muss. Ruhige, kontinuierliche Bewegungen, Druckaufbau und Entspannung und Angriffs- sowie Verteidigungsgriffe werden in einer entspannten Atmosphäre vom Meister an seine Schüler weitergegeben. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Stärkung des Selbstbewusstseins, nicht nur hilfreich in gefährlichen Situationen, sondern sehr wohl auch im Alltagsleben. Denn Tai Chi soll einem helfen, sich selbst und andere besser verstehen zu lernen sowie Respekt und Würde aufzubauen und weiterzugeben. Ein letzter Aspekt ist wohl auch, dass die Kurse meist nicht teuer sind.

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